Die letzte Ausgabe dieses Jahres von PhotoKlassik ist erschienen und ist wiederum voll mit vielen nützlichen Informationen zur analogen Fotografie, mit inspirierenden Bildbeträgen und vielen Hintergrundinfos. Mit dabei die aktuelle Film-Marktübersicht.
Das Jahr geht langsam zu Ende, denn schon liegt die letzte Ausgabe 2024 von PhotoKlassik vor. Nicht ganz, denn so wie man die Erscheinungsweise dieser Zeitschrift kennt, darf man sich im Dezember bereits auf das erste Heft des neuen Jahres freuen.
Auch dieses Heft kommt wieder mit einer Menge Infos zur analogen Fotografie daher, mit jeder Menge Praxis- und Konsumententipps sowie spannenden und inspirierenden Portfolios arrivierter Fotografen. Lesenswert ist als Einstieg das Editorial des Herausgebers Wolfgang Heinen. Bravourös geschrieben greift er darin jeweils ein aktuelles Thema auf oder philosophiert über einen Sachverhalt, der ihn bewegt – und danach uns. Diesmal mit der Überschrift «Langeweile im Schlaraffenland» vergleicht er die Bildentstehung mit Künstlicher Intelligenz und diejenige mit der analogen Kamera und kommt zum Schluss, dass wohl die meisten nach einer anfänglichen Neugier wieder zum altbewährten Film zurückfinden werden – weil dieser nicht lügt und «weil das mit dem analogen Prozess entstehende Foto viel mehr von uns als individuellem Mensch beinhaltet als das digitale, anonyme, softwareoptimierte Bild».
Ein weiterer Heftteil, den man nicht überblättern sollte, ist das Magazin. Da findet man jede Menge Kurzinformationen über neue Produkte, eben erschienene Bücher oder Events, die es noch zu besuchen gilt.
Der Einstieg in den Portfolioteil des aktuellen Heftes macht Paul Wakefield «Ein Meister der Landschaftsfotografie» so der Titel des Beitrags. Seine Bilder zeichnen sich durch eine ruhige, fast greifbare Schönheit aus, die durch seine genaue Beobachtung und dem Einsatz von natürlichem Licht entsteht. Die meisten seiner Bilder sind auf naturbelassenen nordischen Inseln mit einer 4×5″- Ebony-Kamera entstanden und erhielten auf vielen Ausstellungen hohe internationale Auszeichnungen.
Eine der Spezialitäten von PhotoKlassik ist die technische Vorstellung von Kameramodellen, die zwar in die Jahre gekommen, aber immer noch brauchbar und von vielen Leserinnen und Leserinnen gelegentlich wieder hervorgeholt und dann benutzt werden. Eine solche ist die Icarette 500/2 von Zeiss Ikon AG, die fast hundert Jahre alt und – guter Zustand vorausgesetzt – immer noch einsetzbar ist. Thomas Gade beschreibt die Besonderheiten dieser Klappkamera mit Ausziehbalgen und beweist mit seinen Bildern, dass sie noch immer hervorragende Bilder macht – auch in Farbe.
Nicht ganz so alt ist die Pentacon SIX TL, eine einäugige Spiegelreflexkamera für Profiansprüche, die von 1969 bis 1990 vom Kombinat VEB Pentacon in der damaligen DDR gebaut wurde. Die Kamera konnte mit verschiedenen Zubehörteilen zu einem praxisorientierten System ausgebaut werden, darunter der grosse TTL-Prismensucher mit eingebautem Belichtungsmesser, mit dem die Kamera zu einem beachtlichen Konstrukt anwuchs. Die Pentacon SIX-TL ist nicht nur bei Sammlern gefragt, denn sie ist auch heute noch eine beliebte Gebrauchskamera. Thomas Gade beschreibt in seinem Artikel viele Besonderheiten der Kamera mit vielen Hintergrundinfos.
Es kommt selten vor, dass PhotoKlassik über eine neue analoge Kamera berichten kann. Jetzt ist dies der Fall mit dem Erfahrungsbericht zur Pentax 17, eine Halbformatkamera, die jetzt erst so richtig auf den Markt kommt. Gregor Thomas und Maximilian Heinrich haben sie getestet und erklären in ihrem Artikel viel Nützliches und Wissenswertes über diesen Neuling und vermittelt was ihnen gefällt und was weniger.
Und gleich kommt noch eine Kameraneuheit mit «Charme und Nostalgie» daher. Loma hat eine Pocketkamera für 110er Film herausgebracht, eine «Ritsch-Ratsch-Kamera» für Kassettenfilm, wie sie damals in den 1970er-Jahren Furore machten. Der Vorteile: Man hat sie immer in der Hosentasche und wird heute dann und wann gefragt, was dies Komisches sei. Der Nachteil: Die Bilder sind halt systembedingt nicht gerade umwerfend und leider in der heutigen Zeit kaum noch qualitativ konkurrenzfähig.
Danach geht es weit zurück in die Anfangsjahre der Fotografie. Kurt Tauber, Leiter des Deutschen Kameramuseums im fränkischen Plech (das übrigens sehr sehenswert ist) stellt die Voigtländer Messingkamera von 1841 vor, erklärt uns deren Funktionsweise und weshalb diese Kamera als grosser Meilenstein der Kameraentwicklung die Belichtungszeit von 15 Minuten auf 30 Sekunden reduziert hatte.
Ein hoch interessanter Artikel informiert darüber, dass in den 1930er- und 40er-Jahren in Objektiven radioaktive Materialien verbaut wurden. Dies waren vor allem Thorium- und Lanthanhaltige Gläser, die ähnliche Eigenschaften aufwiesen wie die heutigen Fluorid-Gläser. Die radioaktiven Gläser wurden in den später 1940er-Jahren während etwa dreissig Jahren vor allem in hochwertigen Objektiven verbaut. Sie stellen als geschlossenes System kein gesundheitliches Risiko dar, doch die Einzellinsen und vor allem der Glasstaub können gefährlich sein. Wer mehr darüber wissen will, sollte diese sehr fundierte Abhandlung von Steffen Schüngel lesen.
Der gleiche Autor gibt im nächsten Artikel seiner Reihe «Werkstattgeflüster» einen nützlichen Praxistipp weiter, der dass Justieren von Messsuchern erklärt. Nicht ganz einfach, trotz dieser guten Anleitung, aber gut zu wissen, wie man das macht, wenn eine sonst noch gut erhaltene Messsucherkamera nicht mehr ganz so präzise ist, wie sie eigentlich sein sollte.
Zwischendurch wieder mal eine Bildstrecke gefällig? Eine, die nicht nur etwas Besonderes ist, weil ihr Urheber Markus Kaesler ein Jünger der Lochkamera ist und sich bei seinem Bildschaffen grundsätzlich auf das Wesentliche konzentriert. Kaesler gibt im Gespräch mit Marc Peschke viel über die Beweggründe und die Arbeitstechnik seiner Fotografie preis, was nicht zuletzt hilft, seine Kreationen besser zu verstehen.
Der neue Adox C-Tec 41-Kit macht viel von sich reden, seit er kürzlich im Markt eingeführt worden war. Damit lassen sich viele Probleme von Analogfotografen lösen, die wahrscheinlich bereits ihre Schwarzweissfilme selbst entwickeln, aber die Farbnegativfilme (noch immer) auswärts zum Verarbeiten geben. In dem Artikel steht, wie einfach die Anwendung des Chemikaliensatzes ist, und wie man mit der flexiblen Temperaturkontrolle zu qualitätssicheren Ergebnissen kommt.
Welche Filme gibt es noch im Markt? Wer stellt noch was her? Und wofür sind die entsprechenden Filme geeignet? Fragen, die eigentlich alle Analogfotografen beschäftigen, vor allem jene, die auf der Suche nach Besonderheiten für neue Bildeffekte sind. Die Film-Marktübersicht in dieser Ausgabe von PhotoKlassik gibt Auskunft, welche Farbnegativ-, Diapositiv-, Spezial- und Einwegkamerafilme es derzeit im Handel gibt und wo diese erhältlich sind.
Die Fotoreportage «1253 M» von Ralf Baumgarten führt uns hinab in die letzte Kohlengrube Deutschlands, die mit einer Analogkamera eindrücklich zu dokumentieren eine technische und emotionale Herausforderung war. Was es braucht, um das spärliche Licht optimal zu nutzen und den hohen Kontrast mit Film so perfekt zu beherrschen, und was es heisst, mit den Kumpeln ins tiefe Berginnere zu fahren, liest sich mit viel Spannung.
Der Schluss des Heftes wird mit zwei Publikationshinweisen garniert. Der erste beleuchtet das Schaffen des berühmten People- und Modefotografen Hans Feuer, dessen Lebenswerk hier kurz angesprochen, ausführlicher jedoch in der Camera Work Galerie in Berlin (noch bis 19. September 2024) gewürdigt wird.
Der zweite Hinweis gilt einer aussergewöhnlichen Frau, nämlich der Kriegsfotografin Lee Miller, deren Leben und Wirken kürzlich verfilmt wurde. Der Artikel von Dragana Mimic in PhotoKlassik zeigt auf, wie Lee Miller vom Model zur Kriegsreporterin wurde, erklärt wie es zu diesem Film kam und was dieser beinhaltet. «Die Fotografin» kommt am 19. September 2024 in die Kinos, nachdem dieser am Toronto International Film Festival letztes Jahr Weltpremiere feierte.