Die dritte Ausgabe 2024 von PhotoKlassik ist erschienen und vermittelt einmal mehr eine Themenfülle über die Fotografie mit Film. Darin finden wir viele spannende Beiträge aus der Technikgeschichte, faszinierende Portfolios und eine Menge von Praxistipps, welche inspirieren und Helfer im Alltag sind.
Jede Ausgabe von PhotoKlassik ist eine Wundertüte – dies viermal im Jahr. Die Redaktion versteht es jedes Mal, einen gelungenen Mix an Themen aufzubereiten, damit das Heft Leserinnen und Leser begeistert, die sich für technikgeschichtliche Themen, für kulturelle Beiträge und deren Autorinnen und Autoren ebenso interessieren, wie für Praxistipps und Erfahrungsberichte, um auf Film noch bessere Resultate und eine geringere Fehlerquote zu erzielen.
Wir greifen nachstehend wieder einige Highlights dieses Heftes heraus, als subjektive Auswahl, welche die Spannweite der Themen verdeutlichen soll, die in dieser jüngsten Ausgabe wiederum zu finden ist. Eine Rubrik kommt dabei immer zu kurz, die ganz besonders informativ ist: das Magazin. Es ist der vorderste Heftteil, in welchem jeweils die aktuellsten Meldungen zu lesen sind, über neue Produkte, wie zum Beispiel der neue Ferrania-Film P33, die neuen Lomo-Kameras der Travel-Collection oder die Alpha-SW-Entwickler-Promotion von Jobo – Kurzinfos also, die man nicht überblättern sollte. Doch danach geht es mit dem Heft richtig los …
Michelle Magdalena Maddox: Was es bedeutet eine Frau zu sein
Eigentlich ist es der Bericht über eine Ausstellung in der neuen Taunus Fotogalerie in Bad Homburg, doch es ist mehr als das: der Text, das Interview mit dem Galeristen David Mark, gewähren einen spannenden Einblick in die Welt der Galerien und der Aktfotografie von Michelle Magdalena Maddox, welche ihre Silbergelatine- und Platinprints als eine Erforschung des weiblichen Körpers und auch als eine Visualisierung eines «göttlichen Prinzips» sieht. Immer wieder kontrastiert sie die Körper ihrer Model mit der sie umgebenden Natur, um uns zu sagen; sie sind Teil der Natur.
Leicaflex und Nikon F801
Gleich zwei interessante technikgeschichtliche Beiträge nacheinander: Die drei Modelle Leicaflex, Leicaflex SL und Leicaflex SL2 werden hier eingehend mit ihrer Geschichte und technischen Einzelheiten in Erinnerung gerufen. Es waren die damaligen Topmodelle aus Wetzlar. In der Nikon Story 1988 werden die wichtigsten Nikon Autofokus-Spiegelreflexkameras und damit die Geschichte der automatischen Scharfeinstellung im Hause Nikon beleuchtet. Zu den drei legendären Nikon-Modellen F3 AF, F-801 und F-501 finden wir hier viel Einzelheiten, die in dieser kompakten Form besonders lesenswert sind.
Pressefotografie in Lokalzeitungen als tägliches Abenteuer
Man kann es sich im digitalen Zeitalter gar nicht mehr vorstellen, wie vor 50 Jahren die Bilder vom Film in die Zeitungen kamen. Kurt Tauber, der durch sein sehenswertes «Deutsches Kameramuseum» in Plech (etwa 45 km nördlich von Nürnberg) bekannt geworden ist, erzählt in diesem Beitrag, wie er als frisch gebackener Abiturient seine Laufbahn als Lokaljournalist begann, und wie sich damals der Alltag auf der Redaktion gestaltete. Dass die Filme auf dem WC der Redaktion entwickelt wurden, ist nur eine Pointe daraus.
Die Farben der Nacht – Karin Majoka mit der Leica M6 unterwegs
Karin Majoka kam eigentlich von der Malerei zur Fotografie, fand jedoch «die Fotografie wesentlich anspruchsvoller», weil man die Objekte nicht einfach auf der Leinwand frei platzieren kann, sondern weil man in der Fotografie mit dem arbeiten muss, was vorhanden ist. Die Street-Photography ist ihr liebster Motivbereich geworden. Sie fotografiert vor allem nachts und am liebsten mit ihrer Leica M6 und ist vor allem von den bizarren Farben begeistert, welche durch undefinierbares Mischlicht entstehen.
Technik Know-How: Die Scheimpflug-Regel
Wer mit einer verstellbaren Fachkamera arbeiten will, wird sich schon bald mit ihr befassen: Die Scheimpflug-Regel, mit welcher die Schärfeebene optimal in den Objektraum gelegt werden kann, damit dieser von vorne bis hinten ohne Abblenden scharf abgebildet wird. Dies wird in diesem Artikel sehr anschaulich erläutert, ebenso wie das parallele Verschieben der Kamerastandarten, um ein Objekt ohne stürzende Linien abzubilden. Gut erklärt und plausibel grafisch dargestellt.
Fluch oder Segen: Die analoge Fotografie im Zeitalter der KI
Künstliche Intelligenz ist das aktuelle Thema Nummer Eins. Neue Algorithmen werden unser Leben verändern, dies in (fast) allen Bereichen, besonders auch im Bildschaffen. Christopher Schmidtke hat sich intensiv mit dem Hype befasst und vergleicht die Möglichkeiten der aktuellen KI-Modelle zur Bildgenerierung mit der analogen Fotografie. Dabei deckt er interessante Denkmuster auf, die nicht zuletzt der persönlichen Standortbestimmung dienen.
Der Schwarzschild-Effekt
Der was? werden sich viele fragen. In der Digitalfotografie spielt er keine Rolle mehr, doch in der Fotografie mit Film, beziehungsweise mit Farbpapier für den RA4-Prozess, ist er ein wichtiger Faktor für die korrekte Belichtung bei langen Zeiten. Der Schwarzschild-Effekt geht auf den deutschen Astronomen Karl Schwarzschild (1873–1916) zurück, der mit der Reziprozitätsregel erklärte, dass ab einer gewissen gemessen Belichtungszeit (ab etwa einer Sekunde) eine Verlängerung erforderlich ist, um eine korrekte Belichtung zu erzielen. Für die meisten Filme gibt (oder gab) es entsprechenden Tabellen, für Farbpapier allerdings nicht, was Rüdiger Schlestag zu einem interessanten Experiment veranlasste.
Valoi 360 System, um Dias und Negative zu digitalisieren
Das Digitalisieren von Dias und Negativen ist ein Dauerthema. Die Arbeit am Scanner gestaltet sich bisweilen mühsam und zeitraubend, besonders wenn grössere Mengen von Kleinbildnegativen oder -dias eingescannt werden sollen. Das lässt sich mit einem optischen System, wie beispielsweise dem Valoi 360, wesentlich speditiver arbeiten. Thomas Gade hat es in der Praxis erprobt, sagt, was es dazu braucht und vermittelt gleich noch nützlich Praxistipps.
Sebastião Salgado: Die Welt der Arbeit
Sebastião Salgado würdigt in seinem jüngsten Buch «Die Welt der Arbeit» die manuelle und traditionelle Arbeit von Menschen aller Erdteile und Schaffensbereiche. Es ist eine Elegie auf vergangene Traditionen und die Würde und Stärke derjenigen, die unter schwierigsten Bedingungen ihr Tageswerk verrichten – eine «Hommage an die Arbeiter und ein Abschiedsgruss an die allmählich verschwindende Welt der Handarbeit», wie Salgado in seinem Einführungstext schreibt. (Lesen Sie dazu auch die Buchbesprechung auf Fotointern.ch.)